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»Verlage haben Fehler gemacht«

DRUCK+PAPIER: Umsätze und Umfänge von Tageszeitungen sind seit Jahren rückläufig. Ist das Ende gedruckter Medien nur eine Frage der Zeit?
Röper: Auflagen, Anzeigenaufkommen und Umfänge gehen in der Tat zurück. Wann die Talsohle erreicht wird, ist noch nicht abzusehen. Das ist aber nicht das Ende der Tageszeitung.

DRUCK+PAPIER: Welche Ursachen sehen Sie für die Probleme?
Röper: Zentral ist der Rückgang des Anzeigengeschäfts, das in der Vergangenheit für volle Kassen gesorgt hat. Vom Niveau des Jahres 2000, als über sechs Milliarden Euro umgesetzt wurden, sind wir meilenweit entfernt. Hinzu kommt, dass die Auflagen zwar nicht dramatisch, aber kontinuierlich zurückgehen. Das zwingt die Verlage, sich neu aufzustellen.

DRUCK+PAPIER: Wie reagieren sie darauf?
Röper: Viele versuchen inzwischen, sich am Markt anders zu verorten und die Bedürfnisse von Leserschaften stärker zu bedienen. Das fällt vor allem deshalb schwer, weil die jüngere Generation von Zeitungslesern nicht mehr so nachwächst. Dafür haben sich die Reichweiten durch die Onlineangebote erhöht: Die redaktionellen Leistungen von Tageszeitungen erreichen heute viel mehr Menschen als in der Vergangenheit. Das Problem ist aber, dass Online immer noch kaum Geld einspielt.

DRUCK+PAPIER: Wie kommt das?
Röper: Zwar ist das Werbeaufkommen im Onlinebereich in den vergangenen Jahren sprunghaft gewachsen. Es wird aber in erster Linie von Google und Co. abgeschöpft. Zudem werden viel zu viele journalistische Inhalte im Internet immer noch kostenlos angeboten. Wenn die Verlage auf schwarze Zahlen kommen wollen, müssen sie das sehr bald ändern.

DRUCK+PAPIER: Haben sich die Verlagskonzerne das nicht auch selbst zuzuschreiben?
Röper: Sicher. Sie haben viele Fehler gemacht. Sie haben dem Internetnutzer angewöhnt, dass alles kostenlos ist. Und die regionalen Zeitungsverlage haben verschlafen, das lukrative Rubrikengeschäft bei sich zu halten. Hier macht zum Beispiel der Springer-Konzern mit europaweiten Angeboten das Rennen – und erzielt hohe Renditen.

DRUCK+PAPIER: Im Moment setzen die Verlage offenbar vor allem auf Monopolisierung und Kostensenkung.
Röper: Ja. Viele Verlage ziehen nachrangige Zeitungstitel zurück. Das heißt: Sie bleiben nur in den Gebieten, wo sie Erstzeitung sind. Wo sie den Markt nicht dominieren, werden lokale Ausgaben geschlossen. Zugleich werden immer mehr redaktionelle Leistungen durch Personalabbau reduziert. Beides gefährdet die journalistische Qualität und Vielfalt. Das haben mittlerweile auch Teile der Politik erkannt.

DRUCK+PAPIER: Was bedeutet die Strategie des Personalabbaus und anderweitiger Kürzungen für die Zukunft gedruckter Medien?
Röper:
Die Verlage machen derzeit den Fehler, vor allem im Lokaljournalismus zu kürzen. Dabei ist dies ihr originäres Feld. Wenn sie die Redaktionen weiter ausdünnen, zusammenlegen oder ganz schließen, gefährdet das auf lange Sicht ihre Existenz. Mit der Einstellung einer Lokalausgabe geht übrigens auch das jeweilige Onlineangebot verloren, das sich auf die Arbeit der Printredaktionen stützt. Die Hauptredaktionen sind ebenfalls von drastischem Personalabbau betroffen. Es werden Zentralredaktionen gebildet, die überregionale Teile für alle möglichen Titel zuliefern. Auch dadurch geht regionale Orientierung verloren, was die Zukunft der Zeitungen gefährdet.