Stärken ausspielen
Gedruckte Medien haben nicht nur eine bedeutende Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft – wenn die Weichen richtig gestellt werden
Vor 410 Jahren erschien in Straßburg die erste gedruckte Zeitung. Und 1650 brachte der Drucker und Verleger Timotheus Ritzsch in Leipzig die erste Tageszeitung auf den Markt. Danach waren Zeitungen über Jahrhunderte eine der wichtigsten Informationsquellen. Doch heute? Spielt bedrucktes Papier in Zeiten von Internet und Smartphone noch eine Rolle? Oder sind die Printmedien ein Auslaufmodell?
Sicher: Auflagen und Umfänge der Tagespresse gehen zurück. Doch es gibt gute Argumente für Zeitungen. Vor allem: Sie werden als glaubwürdiges, sachliches und kritisches Medium geschätzt. Die Verlage täten gut daran, diese Stärken zu erhalten und auszubauen, statt die journalistische Qualität durch permanente Rationalisierung zu schwächen. Dann werden Printmedien nicht nur eine bedeutende Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft haben.
Image der Medien im direkten Vergleich
Kritisch, sachlich, kompetent, glaubwürdig, anspruchsvoll und objektiv – diese Adjektive werden stärker mit der Tageszeitung verbunden als mit dem Internet. Darauf sollten die Verlage aufbauen.
Nutzung mit Nebenbeschäftigung
Konzentriert Informationen aufnehmen und verarbeiten – das tun die Menschen am ehesten mit Zeitungen und Zeitschriften.
Klolektüre
Wo der Mensch Zeit und Ruhe hat, da wird gelesen – und zwar Gedrucktes. Auf dem Klo haben Smartphones und Tablets keine Chance. Viel zu ungemütlich.
Anzeigenblätter
Auflage nach Boom stabil
In den 1990er-Jahren hat sich die Zahl gedruckter Anzeigenblätter deutlich gesteigert: Wurden 1990 noch 53,5 Millionen Exemplare hergestellt, waren es zur Jahrhundertwende bereits 88,6 Millionen. Seither liegt die Auflage relativ stabil bei rund 90 Millionen Stück im Jahr. Der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter zählt aktuell 1.327 Titel. Die meisten erscheinen mittwochs. Die Zahl der Titel ist seit 1985 um 375 gestiegen.
Bücher
Trotz E-Books kaum Rückgänge
Noch vor wenigen Jahren waren die Befürchtungen groß, E-Books könnten das gedruckte Buch verdrängen. Das ist so nicht eingetreten. Zwar wächst der Markt für E-Books weiter, aber deutlich langsamer als noch vor einigen Jahren. 2014 hatten sie bei Privatkunden einen Anteil von 4,3 Prozent. Der Umsatz mit gedruckten Büchern ist 2014 nach einem leichten Wachstum im Vorjahr zwar um 2,2 Prozent zurückgegangen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels führt das aber vor allem auf den Mangel an »Megasellern« zurück. Das Kaufverhalten habe sich nicht grundlegend geändert.
Laut einer GfK-Umfrage wissen die Leserinnen und Leser gedruckte Bücher zu schätzen: Der Anteil derjenigen, die künftig ausschließlich Print kaufen wollen, hat sich zuletzt von 38 auf 45 Prozent erhöht. Acht Prozent setzen ausschließlich oder weitgehend auf digitale Lektüre.